Eine kürzlich veröffentlichte Studie hat eine überraschende Entdeckung in der Nähe der Pyramiden von Gizeh zutage gefördert: Vor rund 5.000 Jahren hinterließen altägyptische Handwerker, die Kupfer bearbeiteten, Spuren von Umweltverschmutzung, die noch heute nachweisbar sind. Diese frühe Form der industriellen Verschmutzung gibt nicht nur Aufschluss über die metallurgischen Fähigkeiten der Alten Ägypter, sondern auch über die sozialen Strukturen, die diese Zivilisation prägten.
Die archäologische Entdeckung und ihre Bedeutung
Im Jahr 2019 bohrten Geochemiker in die Erde unter den Straßen Kairos, unweit der Pyramiden von Gizeh. Was sie fanden, war mehr als nur gewöhnlicher Boden: Die Sedimente aus dem alten Khufu-Hafen enthielten hohe Konzentrationen von Kupfer und anderen Metallen. Dieser Hafen, der älteste bekannte Hafen der Welt, diente einst als logistisches Zentrum für den Bau der Pyramiden und war Schauplatz intensiver Kupferverarbeitung.
Die in Geology veröffentlichte Studie deutet darauf hin, dass die Nutzung von Kupfer in Gizeh bereits um 3265 v. Chr. begann, weit früher als bisher angenommen. Die Forscher fanden heraus, dass die Metallverschmutzung während der Bauzeit der Pyramiden ihren Höhepunkt erreichte und bis etwa 1000 v. Chr. andauerte. Diese Ergebnisse sind bemerkenswert, da sie die bisher früheste bekannte menschengemachte Metallkontamination weltweit darstellen. Die Analyse zeigt, dass die Kupferwerte in den Sedimenten fünf- bis sechsmal höher waren als die natürlichen Hintergrundwerte.
Diese Kontaminationsspuren eröffnen neue Perspektiven auf die altägyptische Zivilisation. Während sich die Forschung traditionell auf die Monumente und die Elite konzentrierte, würde man gerne mehr über die 95% der restlichen Bevölkerung wissen, so A. Veron von der Universität Marseille zu Livescience.. Die Sedimente erzählen von einer Gesellschaft, die in der Lage war, über Jahrhunderte hinweg ein hoch entwickeltes Metallverarbeitungszentrum zu unterhalten.
Bedeutende Kontaminationen der Antike
- 5. Jh. v. Chr.: Bleibelastung in Athen durch Silberbergbau in Laurion
- 1. Jh. v. Chr.: Quecksilberverschmutzung durch römischen Bergbau in Almadén, Spanien
- 79 n. Chr.: Vulkanausbruch des Vesuvs kontaminiert Umgebung mit Asche und Gasen
- 2.-3. Jh. n. Chr.: Kupferverschmutzung auf Zypern durch intensive Produktion
- 3.-4. Jh. n. Chr.: Weitverbreitete Bleiverschmutzung im Römischen Reich durch Alltagsgegenstände
Kupferverarbeitung im Alten Ägypten
Kupfer spielte eine zentrale Rolle in der altägyptischen Wirtschaft und Technologie. Es war das Metall, das für die Herstellung von Werkzeugen wie Klingen, Meißeln und Bohrern verwendet wurde – Werkzeuge, die für den Bau der Pyramiden unerlässlich waren. Die Verarbeitung von Kupfer in Khufu-Hafen war besonders intensiv, da es hier in großen Mengen verfeinert und teilweise mit Arsen legiert wurde, um robustere Werkzeuge herzustellen.
Die neu entdeckten Metallspuren im Boden des Hafens geben Hinweise darauf, wie fortschrittlich die ägyptische Metallurgie war. Während der Blütezeit des Pyramidenbaus um 2500 v. Chr. wurde die Umgebung des Hafens stark kontaminiert, was auf eine ausgedehnte und kontinuierliche industrielle Aktivität hinweist.
Diese industrielle Aktivität war nicht nur auf den Bau der Pyramiden beschränkt. Selbst als der Nil in späteren Jahrhunderten seinen Tiefstand erreichte und die landwirtschaftliche Produktion zurückging, setzte die Kupferverarbeitung in der Region fort. Kupfer und andere Metalle wurden über Jahrtausende im Boden gespeichert und sind heute ein Fenster in die Vergangenheit.
Umweltauswirkungen und menschliche Gesundheit
Die hohen Kupferkonzentrationen in den Sedimenten von Khufu-Hafen werfen auch Fragen über die gesundheitlichen Auswirkungen auf die damalige Bevölkerung auf. Kupfer ist in geringen Mengen für den menschlichen Körper notwendig, aber eine Überexposition kann zu ernsten gesundheitlichen Problemen führen. Obwohl es keine direkten Beweise für gesundheitliche Schäden bei den damaligen Arbeitern gibt, deutet die massive Kupferverschmutzung auf ein erhebliches Risiko hin.
Weitere Themen
Langfristige Kupferbelastung kann zu schweren Schäden an Nieren und Leber führen und das Risiko von Vergiftungen erhöhen. Dass die alten Ägypter trotz dieser Risiken weiterhin in der Region arbeiteten, spricht für ihre Anpassungsfähigkeit und den Druck, der auf der Erhaltung der wirtschaftlichen und sozialen Strukturen lag. Während des Höhepunkts der Kupferverarbeitung sank der Nil auf ein historisches Tief, was Ägypten in eine Krise stürzte. Trotzdem blieb die Produktion von Kupferwerkzeugen stabil, was auf eine widerstandsfähige Infrastruktur hindeutet.
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert: 30. August 2024