Ein internationales Forscherteam hat in der Mongolei die Fossilien einer bisher unbekannten Tyrannosaurier-Art entdeckt und wissenschaftlich beschrieben. Die auf den Namen Khankhuuluu mongoliensis getaufte Spezies schließt eine wichtige Lücke im Verständnis der Evolution von Raubsauriern. Wie die Paläontologen im Fachjournal Nature berichten, war dieser Dinosaurier ein mittelgroßer und vergleichsweise leicht gebauter Jäger, der vor rund 90 Millionen Jahren lebte.
Der Fund ist von besonderer Bedeutung, da er zeigt, wie sich die späteren, riesigen Apex-Prädatoren wie der Tyrannosaurus rex aus agileren Vorfahren entwickelt haben. Khankhuuluu dient dabei als eine Art evolutionäres Bindeglied. Er besaß bereits einige Merkmale der späteren Giganten, aber auch viele ursprüngliche Eigenschaften, die bei seinen massigen Nachfahren nicht mehr zu finden sind. Diese Entdeckung liefert neue Einblicke in die komplexen Entwicklungswege und Wanderungsbewegungen der Tyrannosaurier in der späten Kreidezeit.
Ein schlanker Vorfahre mit fortschrittlichen Zügen
Der Name Khankhuuluu mongoliensis leitet sich von den mongolischen Wörtern für „Prinz“ und „Drache“ ab, was seine Stellung als Vorläufer der späteren „Könige“ wie T-Rex unterstreicht. Mit einer geschätzten Schädellänge von 60 bis 70 Zentimetern und einem deutlich leichteren Skelettbau war er weit von der Masse eines ausgewachsenen Tyrannosaurus entfernt. Sein Körperbau deutet eher auf einen schnellen und wendigen Jäger hin, dessen lange Beine für die Verfolgung von Beute optimiert waren, ähnlich wie bei heutigen agilen Raubtieren.
Trotz seines schlanken Körperbaus weisen die Fossilien von Khankhuuluu bereits Kennzeichen auf, die als typisch für die weiterentwickelten Eutyrannosaurier gelten. Dazu gehören stark aufgeraute (rugose) Knochenoberflächen am Nasen- und Tränenbein. Solche Strukturen dienten als Ansatzpunkte für eine kräftige Muskulatur und schützende Hautschichten. Er stellt somit eine Mosaikform dar: ein agiler Jäger mit dem evolutionären Potenzial für die Entwicklung hin zu den späteren, schwer gepanzerten Beißmaschinen.
massigen Nachfahren nicht mehr zu finden sind. Diese Entdeckung liefert neue Einblicke in die komplexen Entwicklungswege und Wanderungsbewegungen der Tyrannosaurier in der späten Kreidezeit.
Zwei Entwicklungswege zum Spitzenprädator

Die Analyse von Khankhuuluu stützt eine beachtenswerte Theorie der evolutionären Entwicklungsbiologie: die Heterochronie. Dieser Begriff beschreibt Veränderungen im Timing und in der Geschwindigkeit des Wachstums während der Evolution. Die Forscher zeigen auf, dass die Tyrannosaurier zwei unterschiedliche evolutionäre Pfade einschlugen. Einerseits führte der Weg der Peramorphose zu Giganten wie T-Rex und Tarbosaurus. Bei diesem Prozess wird das körperliche Wachstum beschleunigt und über den Zustand der Vorfahren hinaus verlängert. Das Ergebnis waren extrem robuste Tiere mit massiven Schädeln und gewaltiger Beißkraft.
Andererseits gab es die Gruppe der Alioramini, eine Schwesterlinie der Tyrannosaurini. Diese schlugen den Weg der Pädomorphose ein. Dabei werden jugendliche Merkmale bis ins Erwachsenenalter beibehalten. Diese Arten blieben ihr Leben lang schlank, hatten lange, flache Schnauzen und waren leichter gebaut. Diese unterschiedlichen Entwicklungsstrategien ermöglichten es den beiden Gruppen, in denselben Lebensräumen in Asien zu koexistieren, da sie wahrscheinlich unterschiedliche ökologische Nischen besetzten und nicht direkt um dieselbe Beute konkurrierten.
Neue Erkenntnisse zu den Wanderungsrouten der Tyrannosaurier
Der Fund von Khankhuuluu korrigiert auch bisherige Vorstellungen über die Wanderungsbewegungen der Tyrannosaurier zwischen Asien und Nordamerika. Das neue Modell ist deutlich einfacher als frühere Annahmen. Die wahrscheinlichste Abfolge beginnt mit einer asiatischen Stammlinie, zu der auch Khankhuuluu gehörte. Ein Vertreter dieser Gruppe wanderte vor etwa 86 bis 91 Millionen Jahren über eine damalige Landbrücke nach Nordamerika aus.
In Nordamerika diversifizierte sich diese Linie und brachte die Gruppe der Eutyrannosaurier hervor, die dort die Ökosysteme dominierten. Erst deutlich später, vor rund 78 Millionen Jahren, kehrte eine einzige, bereits hoch entwickelte Linie nach Asien zurück. Aus dieser Linie gingen dann sowohl die massigen Tyrannosaurini (wie Tarbosaurus) als auch die schlanken Alioramini hervor. Eine letzte Wanderung brachte schließlich die Vorfahren des Tyrannosaurus rex von Asien zurück nach Nordamerika, wo er sich zum unangefochtenen Spitzenprädator entwickelte.
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Tom ist der Hauptautor von beachtenswert.info und freut sich immer über Feedback. Mit journalistischer Erfahrung seit 2012, als Buchautor aktiv und mit großer Passion für das Weltenbummeln (mit Betonung auf Bummeln.)