
China hat erstmals eine eigene Anlage zur direkten CO₂-Abscheidung aus der Atmosphäre in Betrieb genommen. Das Pilotprojekt „CarbonBox“ markiert einen technologischen Meilenstein für das Land und könnte durch industrielle Massenproduktion einen weltweiten Preisverfall bei dieser bisher sehr teuren Klimaschutztechnik einleiten. Kritiker sehen aber auch Risiken: Noch ist unklar, wie effektiv und sinnvoll solche Anlagen im großen Stil wirklich sind.
Wie funktioniert DAC und was ist CarbonBox?
Direct Air Capture (kurz DAC) klingt nach Science-Fiction: Maschinen, die CO₂ direkt aus der Atmosphäre filtern, um den Klimawandel zu bekämpfen. Tatsächlich wird weltweit an solchen Technologien gearbeitet, denn selbst wenn die Menschheit künftig deutlich weniger Treibhausgase ausstoßen sollte, bleiben viele Emissionen schwer vermeidbar – etwa in der Zement- oder Stahlproduktion.
Die chinesische Anlage namens „CarbonBox“ wurde in einem Containerformat konzipiert. Laut Entwicklern kann sie jährlich rund 600 Tonnen CO₂ aus der Luft ziehen. Das Gas soll dann weiterverarbeitet oder gespeichert werden. Mit einer Reinheit von 99 Prozent gilt die Anlage als technisch effizient. Das Konzept sieht vor, dass viele dieser Einheiten parallel betrieben werden – eine Art Baukastenprinzip für den Klimaschutz.
China hat in der Vergangenheit mehrfach bewiesen, dass es neue Technologien schnell und kostengünstig in großer Zahl produzieren kann – etwa bei Solaranlagen oder Batterien. Diese Fähigkeit zur Massenfertigung hat global zu fallenden Preisen geführt. Nun könnte ein ähnlicher Effekt auch bei DAC eintreten. Aktuell kostet das Filtern einer Tonne CO₂ je nach Technik zwischen 250 und mehr als 1.000 US-Dollar.
Würde China DAC-Anlagen in großer Zahl produzieren, könnten die Preise drastisch sinken. Das wäre nicht nur für Industriestaaten interessant, sondern könnte auch Entwicklungsländern den Zugang zu solchen Technologien ermöglichen. Fachleute sprechen von einem potenziellen „Game Changer“ für den globalen Klimaschutz.
Herausforderungen: Energieverbrauch, Infrastruktur und Politik
So vielversprechend DAC klingt: Die Technik ist aufwendig und energieintensiv. Um CO₂ aus der Luft zu filtern, muss viel Luft durch chemische Filter gepresst werden. Das verbraucht Strom, oft mehrere Megawattstunden pro abgeschiedener Tonne CO₂. Kommt dieser Strom nicht aus erneuerbaren Quellen, kann DAC sogar mehr schaden als nutzen.
Auch die Speicherung des gefilterten CO₂ ist eine Herausforderung. Das Gas muss dauerhaft und sicher gelagert werden – etwa in ehemaligen Gasfeldern tief unter der Erde. Hierfür fehlt in vielen Regionen noch die Infrastruktur. Außerdem ist unklar, wie langlebig solche Speicher tatsächlich sind.
Und schließlich: Wenn Politik und Wirtschaft zu stark auf künftige CO₂-Filtertechnologien setzen, könnte das den Druck mindern, Emissionen heute zu reduzieren. Klimaforscher warnen vor einem solchen „Technologie-Optimismus“.
China hat sich das Ziel gesetzt, bis 2060 klimaneutral zu werden. DAC-Technologien könnten dabei eine Rolle spielen, etwa um Emissionen aus Schwerindustrie oder Luftfahrt auszugleichen. Noch ist die CarbonBox ein Pilotprojekt. Doch wenn China wie bei Solarmodulen oder Elektroautos Tempo macht, könnte schon bald eine industrielle Fertigung anlaufen.
Beobachter sehen darin eine Chance für den Klimaschutz – aber auch ein Risiko: Denn solange Kosten, Energiequellen und Speicherfragen ungelöst bleiben, bleibt DAC eine riskante Wette auf die Zukunft.
Globale Bedeutung
Die Entwicklung von CarbonBox ist kein isoliertes Projekt, sondern Teil eines breiteren Wandels. Mehrere Staaten, darunter die USA, Kanada und Island, investieren massiv in DAC. Internationale Klimamodelle gehen davon aus, dass ohne negative Emissionen – also Technologien wie DAC – die Pariser Klimaziele kaum erreichbar sind.
Chinas Einstieg in den DAC-Sektor könnte die internationale Dynamik deutlich verändern. Ein technologiegetriebener Preiswettbewerb, wie er etwa bei der Solarenergie zu beobachten war, könnte dafür sorgen, dass DAC auch für Entwicklungsländer zugänglich wird.
Offen bleibt, ob China auch bei Standards, Messmethoden und Sicherheitsanforderungen international kooperiert – ein entscheidender Faktor für die Akzeptanz solcher Technologien.
Weitere Quellen

Tom ist der Hauptautor von beachtenswert.info und freut sich immer über Feedback. Mit journalistischer Erfahrung seit 2012, als Buchautor aktiv und mit großer Passion für das Weltenbummeln (mit Betonung auf Bummeln.)