Wer an Nicolas Cage denkt, besinnt sich seiner Kultrollen in Leaving Las Vegas, Peggy Sue heiratet oder dem jüngeren Meisterwerk Pig. So mancher erinnert sich auch an die Flut der nicht immer glorreichen B-Movies in den 2000er Jahren. Obwohl Longlegs zu den arthousigeren Darbietungen jenseits des Mainstreams zählt, hat der Film das Zeug dazu, viele Genrefans zu begeistern und zudem dazu, als eine der ikonischen Rollen von Cage erinnert zu werden. Ausserdem erfahren wir, was die 70er Band T-Rex mit satanischen Ritualen zu tun hat.
Eine Ermittlerin auf der Spur
Die introvertierte Ermittlerin Lee Harker (gespielt von einer begeisternden Maika Monroe) wird in eine us-amerikanische Kleinstadt herangezogen, um einem mutmaßlichen Täter auf die Schliche zu kommen, der im Umfeld einer Reihe von Mordfällen kryptische Botschaften hinterlässt. Doch die Taten werden selbst von ehemals unbescholtenen Bürgern verübt. Alle Familien haben eines gemeinsam: Den Geburtstag ihres Kindes am 14. eines Monats.
Schon bald dechiffiert Harker die Botschaften als satanische Bibelanspielungen. Sehr bald merkt sie zudem, dass die Spur eine Verbindung zu Erinnerungen aus ihrer eigenen Kindheit aufweist. Als sie selbst eine Botschaft enthält, wird sie selbst zum Teil eines unheimlichen Falls.
Longlegs und Charaktere wie aus Twin Peaks
Der psychopathische Longlegs ist eine Paraderolle für Cage, der für seinen Overacting-Stil bekannt ist. Zu der Wirkung der Figur trägt bei, dass besonders eingangs visuell nur ein Teil der Figur enthüllt wird. Auch die Handlung lässt uns nur das wissen, was wir unbedingt zu Longlegs wissen müssen. Woher dessen Vorliebe für T-Rex und das Unchristliche stammt, müssen wir selbst erraten. Es wird nur angedeutet. So spielt sich ein guter Teil in unserer Fantasie ab. Und das trägt zu dem Suspense-Charakter bei und macht uns zu einem Mit-Entdecker des Falles.
Was wir aber von Longlegs sehen, gleicht einer grotesken Psycho-Figur, die das Markante von Nicolas Cage so effektiv dem hinter Make-Up verschwinden lässt, dass es der Rolle gut tut, weil es die Handlung in den Fokus stellt und nicht den Schauspieler. Die Figur ist so wirkungsvoll inszeniert, dass selbst Cage’s Drehpartnerin Mika Monroe bei der ersten Begegnung am Set erschrak.
Dass die Gestalt von Longlegs so wirkungsvoll ist, ist einerseits Cage und anderseits dem talentierten Regisseur Oz Perkins zu verdanken, der zugleich das Drehbuch schrieb und bereits zuvor 2016 mit I Am the Pretty Thing That Lives in the House und 2020 mit Gretel & Hansel überzeugende Regiearbeiten im Horrorfach leistete.
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Grundsätzlich wirken alle Charaktere im Film leicht überzeichnet. Das erinnert ein bisschen an Twin Peaks und andere David Lynch Filme. Es erweist sich jedoch als kluger Kunstgriff, da das Ensemble des Films klein ist und die Story von wenigen Charakteren getragen werden muss. So werden sie und ihre Motive (wo es Sinn macht) für uns noch verständlicher. Auch die atmosphärische Bildsprache weiss zu inszenieren und lädt den Zuschauer selbst zu Deutungen ihrer Sinne an, anstelle die (übersinnliche) Geschichte allein durch die Charaktere zu erzählen.
Fazit
Longlegs wird mit einer guten Story und gelungenen schauspielerischen Leistungen und seinem kleinen Cast wie ein Kammerspiel des Grauens. Den Film nur Fans von Nicolas Cage-Fans zu empfehlen würde diesem beileibe nicht gerecht werden. Longlegs zählt zu den deutlich besseren Horrorfilmen des Jahres.
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert: 31. August 2024