Katzen verbringen bis zu 16 Stunden am Tag im Schlaf und sind in dieser Zeit besonders verwundbar. Eine neue Untersuchung, veröffentlicht in Current Biology, zeigt nun: Zwei Drittel der Hauskatzen bevorzugen eindeutig die linke Körperseite beim Schlafen. Ein internationales Forschungsteam aus fünf Ländern wertete dafür über 400 Online-Videos aus.
Die Forscher gehen davon aus, dass die Linksneigung kein Zufall ist, sondern tief in der Neurobiologie verankert ist. Das linke Sichtfeld beim Aufwachen aktiviert bevorzugt die rechte Hirnhälfte – zuständig für Raumwahrnehmung, Flucht und Bedrohungserkennung.
Methode und zentrale Erkenntnisse
Die Wissenschaftler analysierten 408 öffentlich zugängliche YouTube-Videos, auf denen Katzen mindestens zehn Sekunden lang in klar erkennbarer Seitenlage schlafen. Alle Videos wurden auf ihre Originalität und Unverfälschtheit überprüft – gespiegelte oder bearbeitete Inhalte wurden ausgeschlossen. Das Ergebnis: Rund 65 Prozent der Katzen lagen auf der linken Körperseite, nur 35 Prozent auf der rechten. Wie phys.org berichtet, ist dieses Muster statistisch signifikant (χ² = 37,7; p < 0,001).
Diese Linksneigung ist weder auf das Geschlecht noch auf die Pfotenpräferenz zurückzuführen. Auch tragende Tiere zeigten keine abweichenden Muster.
Neurologische Erklärung
Die linke Körperlage führt beim Erwachen zu einem Sichtfeld auf der linken Seite. Da die linke Netzhauthälfte ihre Signale in die rechte Hirnhälfte weiterleitet, werden dort zuerst visuelle Eindrücke verarbeitet. Wie earth.com erklärt, ist das rechte Gehirn bei Säugetieren auf Reaktionsverhalten in Gefahrensituationen spezialisiert – insbesondere auf schnelle Fluchtreaktionen, räumliche Orientierung und die Verarbeitung unerwarteter visueller Reize.
Das bedeutet: Eine auf der linken Seite schlafende Katze aktiviert beim Aufwachen schneller jene neuronalen Strukturen, die bei einem plötzlichen Angriff oder einer Fluchtreaktion nötig sind.
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Evolutionäre Vorteile und Alternativerklärungen
Wie Sci.News berichtet, schlafen Katzen bevorzugt an erhöhten oder versteckten Orten. Diese Plätze bieten Schutz und ermöglichen gleichzeitig Überblick – beides ist entscheidend für ihr Überleben. Die bevorzugte linke Schlafseite könnte zusätzlich helfen, Bedrohungen schneller zu erkennen, etwa von unten oder seitlich links.
Andere mögliche Erklärungen, wie eine dominante Körperseite oder bestimmte Umweltbedingungen, konnten laut Studie ausgeschlossen werden. Die Ergebnisse lassen sich in den größeren Zusammenhang der sogenannten Lateralisierung einordnen – also der Spezialisierung beider Gehirnhälften auf unterschiedliche Aufgaben. Eine solche Spezialisierung gilt bei vielen Tieren als energetisch effizient und überlebensfördernd.
Fakt | |
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Schlafdauer | 12–16 Std/Tag (~60–65 % des Tages) |
Anzahl analysierter Videos | 408 (mind. 10 Sek unbeeinflusst) |
Linksschläfer-Anteil | 266 von 408 (~65 %) |
Studienteam | Italien, Deutschland, Kanada, Schweiz, Türkei |
Journalveröffentlichung | Current Biology, 23. Juni 2025 |

Tom ist der Hauptautor von beachtenswert.info und freut sich immer über Feedback. Mit journalistischer Erfahrung seit 2012, als Buchautor aktiv und mit großer Passion für das Weltenbummeln (mit Betonung auf Bummeln.)