Expertenkommission prüft Mindestalter für Social Media in Deutschland

Immer mehr Politiker:innen sprechen sich für eine Altersgrenze bei der Nutzung sozialer Medien aus. Eine eigens eingesetzte Kommission soll nun konkrete Empfehlungen entwickeln.

Hintergrund sind Sorgen um die psychische Gesundheit junger Nutzer:innen sowie der Wunsch, algorithmische Risiken und digitale Abhängigkeiten stärker zu regulieren. In Ländern wie Australien wurde bereits ein Mindestalter von 16 Jahren eingeführt.

Auch in Deutschland mehren sich Stimmen, die ein ähnliches Vorgehen befürworten. Gleichzeitig bleibt offen, wie eine Altersverifikation technisch und rechtlich umgesetzt werden kann.

Politische Initiativen und Befürworter

Bundesdigitalminister Karsten Wildberger (CDU) gehört zu den prominentesten Unterstützern eines Mindestalters für Social Media. Auch Bildungsministerin Karin Prien und Kommunikationsministerin Anika Wells fordern klare Regeln.

Prien erklärte, man müsse Kindern eine „geschützte digitale Entwicklungsumgebung“ bieten. Die SPD zeigt sich offen für ein Mindestalter von 13 Jahren. Die Grünen plädieren für ein Mindestalter von 14 Jahren und betonen gleichzeitig die Notwendigkeit technischer und datenschutzfreundlicher Umsetzungen.

Unterstützung erhält die Politik dabei von Elternverbänden und Jugendpsycholog:innen, die auf Studien zu negativen Effekten von Social-Media-Plattformen wie Tiktok oder Instagram auf die psychische Entwicklung hinweisen. Mobbing, Suchtverhalten und verzerrte Selbstwahrnehmung werden dabei besonders häufig genannt.

Öffentliche Meinung und internationale Vorbilder

Die gesellschaftliche Unterstützung für eine Altersgrenze ist hoch. Laut einer repräsentativen Umfrage des Digitalverbands Bitkom sprechen sich 39 Prozent der Befragten für ein Mindestalter von 13 Jahren aus, weitere 19 Prozent bevorzugen sogar eine Grenze bei 10 Jahren.

Wie der Spiegel berichtet, würden 77 Prozent ein Verbot nach australischem Vorbild befürworten.

Australien hat Ende 2024 ein Gesetz verabschiedet, das Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren den Zugang zu sozialen Netzwerken untersagt. Premierminister Anthony Albanese begründete den Schritt mit der wachsenden Zahl psychischer Auffälligkeiten bei jungen Menschen. Auch Spanien, Frankreich und Griechenland sprachen sich bei der jüngsten EU-Digitalkonferenz für strengere Alterskontrollen aus.

Thema
AustralienMindestalter 16 Jahre seit Ende 2024
Öffentliche Meinung39 % bis 13 Jahre, 19 % bis 10 Jahre (Bitkom‑Umfrage)
Politiker:innenKarin Prien (CDU), Stefanie Hubig (SPD), Grüne fordern Altersgrenze
Technische AnsätzeDigitale Wallets, EU‑App zur Altersprüfung

Herausforderungen einer Umsetzung

Trotz der politischen und gesellschaftlichen Zustimmung stellt sich die Frage, wie eine Altersgrenze praktisch durchgesetzt werden kann. Eine verpflichtende Ausweiskontrolle gilt aus datenschutzrechtlichen Gründen als problematisch.

Die EU testet derzeit eine App zur Altersüberprüfung, die bereits in Italien, Frankreich und Dänemark im Einsatz ist. Auch eine digitale Wallet, wie sie von der Datenschutzbeauftragten Louisa Specht-Riemenschneider vorgeschlagen wurde, könnte zum Einsatz kommen.

Datenschutzexpert:innen warnen jedoch vor übergriffigen Maßnahmen. Die Nutzung sozialer Medien sei ein Bestandteil des Grundrechts auf Informationsfreiheit. Zudem sei die Umsetzung technisch schwierig und leicht zu umgehen. Plattformen wie Tiktok oder Instagram müssten ihre Systeme grundlegend anpassen, um eine wirkungsvolle Alterskontrolle zu ermöglichen – bislang zeigen sich die Anbieter hier zurückhaltend.

Auftrag der Kommission und mögliche Empfehlungen

Die Bundesregierung hat eine unabhängige Expertenkommission eingesetzt, die in den kommenden Monaten Empfehlungen zur Altersgrenze, zur technischen Umsetzung und zu begleitenden Bildungsmaßnahmen erarbeiten soll. Grundlage der Analyse sind unter anderem entwicklungspsychologische Studien sowie medienpädagogische Forschung.

Zentral ist dabei die Frage, wie Kinder und Jugendliche einerseits geschützt und andererseits in ihrer digitalen Selbstbestimmung gestärkt werden können. Einige Expert:innen plädieren dafür, den Fokus stärker auf die Förderung der Medienkompetenz zu legen.

Bundesdigitalminister Wildberger betonte, dass digitale Technologien schon bald zum festen Bestandteil des Unterrichts gehören müssten. Nur so könne man langfristig einen souveränen und reflektierten Umgang mit sozialen Medien fördern.

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