„Poor Things“ – Yorgos Lanthimos mutige Hommage an Frankenstein

Yorgos Lanthimos‘ neuester Streich „Poor Things“ erweist sich als eine kühne, provokative Hommage an Mary Shelleys „Frankenstein“, verwebt mit einem scharfen feministischen Kommentar. In der Hauptrolle glänzt Emma Stone, deren Darbietung als Bella Baxter – ein aus der Leiche einer ertrunkenen Frau und dem Gehirn ihres ungeborenen Kindes erschaffenes Wesen – als eine der eindrucksvollsten schauspielerischen Leistungen des Jahres gefeiert wird.

Selbstbestimmung, Humor und Genderkritik

Der Film, der seine Wurzeln im gleichnamigen Roman von Alasdair Gray findet, entführt das Publikum ins späte 19. Jahrhundert. Bella Baxter, die durch die Hände des exzentrischen Chirurgen Godwin Baxter (gespielt von Willem Dafoe) zum Leben erweckt wird, repräsentiert eine faszinierende Mischung aus Naivität und neu gewonnener Selbstbestimmung.

Ihre Interaktionen mit verschiedenen Männern – vom fürsorglichen Dr. Max McCandles (Ramy Youssef) über den skrupellosen Anwalt Duncan Wedderburn (Mark Ruffalo) bis hin zu weiteren charismatischen Figuren – entfalten eine kritische Auseinandersetzung mit Gender-Politik und männlichem Ego.

Yorgos Lanthimos, der Regisseur hinter „Poor Things“, ist bekannt für seinen Stil, der sich durch eine Mischung aus Absurdität, schwarzem Humor und tiefgründiger gesellschaftlicher Kommentierung auszeichnet. Lanthimos hat sich zuvor mit Werken wie „The Lobster“, „The Killing of a Sacred Deer“ und „The Favourite“ einen Namen gemacht, die allesamt nur bedingt für den Massenmarkt tauglich waren. Mit „Poor Things“ ist der erste Film entstanden, der eine breite Publikumsunterhaltung liefern kann.

Eine erfrischende Perspektive auf Frankenstein

Lanthimos‘ Regie und Tony McNamaras Drehbuch geben dem klassischen Frankenstein-Motiv eine frische, zeitgenössische Wendung. Der Film beginnt in schwarz-weiß und wechselt zu lebendigen Farben, als Bella die Welt außerhalb ihres Schöpfers‘ Anwesen entdeckt – eine metaphorische Darstellung ihrer wachsenden Unabhängigkeit und ihres Verständnisses von Freiheit. Stones Leistung in der Darstellung Bellas Entwicklung – vom kindlichen Verhalten bis hin zur reifen, selbstbewussten Frau – wird von Kritikern als bahnbrechend beschrieben.

Poor Things lief am 16.01.2024 in deutschen Kinos an.

Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert: 31. August 2024