Ein Archäologie schaut einen Plan an in einem Tunnel.

Tunnel unter Mailänder Schloss entdeckt – Hinweise auf Leonardo da Vinci

Die jüngste Entdeckung geheimer Tunnel unter dem Mailänder Castello Sforzesco hat das Interesse von Historikern und Kunstliebhabern weltweit geweckt. Diese unterirdischen Gänge, die in Skizzen Leonardo da Vincis aus dem späten 15. Jahrhundert dargestellt sind, wurden kürzlich von Wissenschaftlern des Politecnico di Milano aufgedeckt.

Durch den Einsatz moderner Technologien wie Bodenradar und Laserscanning konnten diese lange vermuteten, aber nie bestätigten Strukturen identifiziert werden.​

Leonardo da Vinci und das Castello Sforzesco

Das Castello Sforzesco in Mailand wurde ursprünglich im 14. Jahrhundert als Festung der Visconti-Familie errichtet. Nach der Machtübernahme der Sforza-Dynastie wurde die Anlage stark erweitert. Herzog Ludovico Sforza (1452–1508), auch bekannt als Ludovico il Moro, ließ das Schloss im späten 15. Jahrhundert umfassend ausbauen.

Er machte es zu einem der bedeutendsten Renaissance-Zentren Europas und engagierte einige der besten Künstler und Architekten seiner Zeit. Neben Donato Bramante, einem der führenden Baumeister der Renaissance, wurde auch Leonardo da Vinci beauftragt, an verschiedenen Projekten im Schloss zu arbeiten.

Castello Sforcesco in Mailand.
Das Castello Sforcesco in Mailand (Bild: Beachtenswert.info)

Leonardo, berühmt für seine Vielseitigkeit in Kunst und Wissenschaft, war nicht nur Maler, sondern auch ein herausragender Ingenieur, Erfinder und Militärstratege. In den 1480er- und 1490er-Jahren entwickelte er bahnbrechende Konzepte für Verteidigungsanlagen, Waffendesigns und militärische Strukturen. Sein Wissen über Mechanik und Architektur floss in seine Entwürfe für das Schloss ein.

Leonardos Skizzen aus den 1490er-Jahren zeigen detaillierte Befestigungsanlagen, die viele Ähnlichkeiten mit der tatsächlichen Struktur des Schlosses aufweisen:

  • Die Ghirlanda: Eine zusätzliche äußere Verteidigungslinie, die als zweiter Schutzring um das Schloss diente. Sie sollte feindlichen Angriffen standhalten und war über Tunnel mit dem Hauptbau verbunden.
  • Tunnelsysteme: Seine Zeichnungen beinhalten unterirdische Gänge, die möglicherweise als Fluchtwege, Geheimgänge für Truppenbewegungen oder versteckte Verteidigungslinien genutzt wurden. Die jüngste Entdeckung des Politecnico di Milano könnte diese Theorien bestätigen.
  • Militärtechnische Entwicklungen: Leonardo entwarf Kanonenstellungen, Wälle, Bastionen und Falltürmechanismen, die das Schloss widerstandsfähiger gegen Belagerungen machen sollten.

Die Entdeckung der geheimen Tunnel

Im Rahmen eines Forschungsprojekts des Politecnico di Milano wurden zwischen 2021 und 2023 nicht-invasive Untersuchungsmethoden wie Bodenradar und Laserscanning eingesetzt, um die unterirdischen Strukturen des Castello Sforzesco zu digitalisieren. Diese Untersuchungen, die ursprünglich als Doktorarbeit von Francesca Biolo begannen, führten zur Entdeckung eines zweiten geheimen Tunnels, der parallel zu einem bereits bekannten verläuft.

Dieser neu entdeckte Tunnel befindet sich etwa einen Meter unter der Oberfläche und wurde wahrscheinlich von Soldaten genutzt, um die Ghirlanda im Falle eines feindlichen Angriffs zu verteidigen und zurückzuerobern. ​

Die Entdeckung dieser Tunnel bestätigt nicht nur die in Leonardos Skizzen dargestellten Strukturen, sondern wirft auch Fragen über das Ausmaß von Leonardos Beteiligung am Bau des Castello Sforzesco auf. Obwohl seine Zeichnungen und die entdeckten Tunnel deutliche Übereinstimmungen aufweisen, ist es derzeit schwierig, den genauen Umfang seiner Mitwirkung an der Konstruktion dieser unterirdischen Gänge zu bestimmen.

Die Forscher vermuten, dass es weitere unterirdische Strukturen gibt, die noch entdeckt werden müssen. Das Castello Sforzesco erstreckte sich einst über eine Fläche, die etwa sechsmal so groß war wie die heutige sichtbare Struktur. Zukünftige Untersuchungen könnten weitere Einblicke in die architektonische Entwicklung der Festung und die militärischen Strategien der Renaissancezeit bieten.

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Fakten zum Castello Sforzesco

FaktBeschreibung
ErbauungDas Castello Sforzesco wurde im 14. Jahrhundert als Festung der Visconti-Familie errichtet. Nach seiner Zerstörung 1447 ließ Herzog Francesco Sforza es zwischen 1450 und 1466 als Residenz wieder aufbauen.
Geheime TunnelDie neuesten Forschungen des Politecnico di Milano entdeckten bisher unbekannte unterirdische Gänge, die mit Leonardos Skizzen von 1495 übereinstimmen könnten. Besonders bemerkenswert ist ein zweiter Tunnel unter der Ghirlanda, der vermutlich für militärische Rückeroberungen genutzt wurde.
Technologie zur EntdeckungDie Forscher setzten Bodenradar, Laserscanning und 3D-Digitalisierung ein, um die Strukturen zerstörungsfrei zu kartieren.
Verbindung zur Santa Maria delle GrazieEine der entdeckten Tunnelrichtungen führt potenziell zur Kirche, in der Ludovico Sforzas Frau beigesetzt wurde. Historische Quellen deuten darauf hin, dass Sforza einen geheimen Zugang dorthin nutzen wollte.
Weitere unterirdische StrukturenNeben den Tunneln wurden unterirdische Kammern auf einer zweiten Ebene identifiziert. Die Existenz weiterer Anlagen ist wahrscheinlich, doch aufgrund früherer Zerstörungen schwer zu rekonstruieren.
Zerstörungen und WiederaufbauDas Schloss erlitt schwere Schäden während der napoleonischen Kriege und im Zweiten Weltkrieg. Umfangreiche Restaurierungen fanden im 19. und 20. Jahrhundert statt.
HeuteDas Castello Sforzesco ist ein bedeutendes kulturelles Zentrum mit Museen und Kunstsammlungen, darunter Werke von Michelangelo, Bramante und Leonardo da Vinci.

Quellen zum Thema

CNN: https://www.cnn.com/2025/03/01/science/leonardo-da-vinci-sforza-castle-tunnels/index.html

Smithsonian Magazine: https://www.smithsonianmag.com/smart-news/secret-passageways-recorded-in-leonardo-da-vincis-sketches-discovered-beneath-a-medieval-castle-in-milan-180985890

Live Science: https://www.livescience.com/archaeology/mysterious-tunnels-sketched-by-leonardo-da-vinci-in-1495-may-finally-have-been-discovered-hidden-under-a-castle-in-milan

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