Die dezentrale Social-Media-Plattform Bluesky sorgt mit einem satirischen T-Shirt für Aufmerksamkeit – und Umsatz. Ein ironischer Seitenhieb auf Meta-CEO Mark Zuckerberg, getragen von Bluesky-Chefin Jay Graber bei ihrer SXSW-Keynote, entwickelte sich zum Verkaufsschlager. Innerhalb eines Tages erzielte Bluesky mit dem Shirt höhere Einnahmen als in zwei Jahren durch den Verkauf personalisierter Domains.
Das Produkt wurde nicht über die App, sondern über eine externe Shopify-Seite angeboten. Der Verkaufserfolg wirft ein Licht auf das bislang verhaltene Monetarisierungsmodell von Bluesky – und auf die besondere Symbolkraft von Mode in der Tech-Szene.
the shirts are back in stock!
— bluesky (@bluesky) March 18, 2025
we're accepting orders for seven days
world without caesars dot com pic.twitter.com/zSMrNA9eTF
Ein Shirt, eine Botschaft – und ein Seitenhieb auf Zuckerberg
Der Ursprung des Hypes liegt im Auftritt von Jay Graber bei der Technologiekonferenz SXSW in Austin, Texas. Die CEO von Bluesky trug dort ein schlichtes, fast unsichtbar gestaltetes T-Shirt – schwarze Schrift auf schwarzem Stoff. Die lateinische Inschrift „Mundus sine Caesaribus“ (deutsch: „Eine Welt ohne Cäsaren“) blieb nur aufmerksamen Beobachtern nicht verborgen. Doch genau diese subtile Provokation wurde zum viralen Statement.
Der Satz ist eine direkte Replik auf ein Shirt, das Meta-Gründer Mark Zuckerberg im Vorjahr getragen hatte. Dessen Botschaft lautete „Aut Zuck aut nihil“, angelehnt an den römischen Diktator Julius Caesar („Aut Caesar aut nihil“ – „Entweder Caesar oder nichts“). Zuckerberg hat in der Vergangenheit wiederholt seine Faszination für das Römische Reich betont, was Beobachter zu teils spöttischen, teils kritischen Kommentaren über seinen Machtanspruch verleitete.
Graber konterte mit einer impliziten Ablehnung autoritärer Führungsstile – ganz im Sinne der dezentralen Philosophie von Bluesky. Das lateinische Zitat avancierte schnell zum Statement für eine technologische Gegenkultur.
Mehr Umsatz in 24 Stunden als mit zwei Jahren Domainverkäufen
Wie TechCrunch berichtet, war das Interesse an dem T-Shirt so groß, dass Bluesky innerhalb weniger Stunden seine erste Auflage ausverkaufte. Der Verkaufspreis lag bei 40 Dollar pro Stück. COO Rose Wang erklärte, dass Bluesky an einem einzigen Tag mehr Umsatz mit dem T-Shirt erzielt habe als in zwei Jahren mit dem Verkauf von benutzerdefinierten Domains.
Die Plattform bietet Nutzerinnen und Nutzern die Möglichkeit, ihre eigene Domain in den Profilnamen zu integrieren – ein Schritt zur Personalisierung und zugleich ein Beitrag zur Dezentralisierung. Doch laut Wang wurde dieses Angebot nie in die App selbst integriert und blieb daher weitgehend unbeachtet. Die Einnahmen aus diesem Geschäftsfeld blieben entsprechend überschaubar.
Bluesky nutzte Shopify als externe Plattform für den T-Shirt-Verkauf. Innerhalb eines Tages war die erste Charge vergriffen, weitere Bestellungen wurden über eine begrenzte Vorbestellungsphase entgegengenommen. Die Resonanz deutet darauf hin, dass sich die Community stark mit der zugrunde liegenden Botschaft identifiziert.
Wer ist Jay Graber?
- Position: CEO von Bluesky seit 2021
- Hintergrund: Informatikerin mit Spezialisierung auf Kryptographie und dezentrale Systeme
- Frühere Projekte: Mitarbeit bei Zcash, aktiv in der Krypto-Community
- Vordenkerin: Autorin des oft zitierten Textes „Life After Platforms“ zur Zukunft sozialer Netzwerke
- Vision: Aufbau eines offenen Protokolls (AT Protocol) als Gegenmodell zu zentralisierten Plattformen wie Twitter oder Meta
- Öffentliche Wirkung: Bekannt für klare Positionen gegen Plattformmonopole und symbolisch starke Auftritte – etwa bei der SXSW 2025 im T-Shirt mit der Aufschrift „Mundus sine Caesaribus“
Memes, Mode und Monetarisierung: Ein neuer Kurs für Bluesky?
Der Erfolg des Shirts wirft Fragen auf: Könnte Mode zum alternativen Einnahmemodell für Tech-Plattformen werden, die mit traditionellen Wegen nicht ausreichend Umsatz erzielen? Rose Wang kommentierte sarkastisch auf Bluesky: „Das war’s. Wir pivotieren zu einem T-Shirt-Unternehmen.“
Hinter dem Witz steckt ein ernster Kern. Plattformen wie Bluesky stehen unter Druck, tragfähige Monetarisierungsstrategien zu entwickeln. Während Konkurrenten wie Mastodon Spenden und Fördermitgliedschaften nutzen, setzt Bluesky bislang auf experimentelle Ansätze. Der Verkauf von Domains war ein Versuch, monetäre Unabhängigkeit zu erreichen – mit geringem Erfolg. Der T-Shirt-Erfolg zeigt hingegen, wie stark symbolische Produkte bei einer engagierten Nutzerschaft wirken können.
Die Aktion verdeutlicht zudem, wie sich politische und kulturelle Statements in der Tech-Welt materialisieren. Die Tech-Elite kommuniziert längst nicht mehr nur über Tweets oder Codezeilen – sie sendet Botschaften auch über Kleidung.
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Bluesky und das Domain-Geschäft
Aspekt | Details |
---|---|
Gründung von Bluesky | 2021 als Initiative von Twitter gestartet, später unabhängig |
CEO | Jay Graber |
Technische Grundlage | AT Protocol (dezentrale soziale Netzwerke) |
Domainsystem | User können eigene Domains als Identität verwenden (z.B. max.mustermann.de) |
T-Shirt Verkauf | 40 USD pro Shirt, erste Charge ausverkauft, Nachbestellung über Shopify |
Quellen:
techcrunch.com, Artikel von Amanda Silberling vom 19. März 2025
theverge.com, ergänzende Hintergrundinformationen zur Bluesky-Plattform
businessinsider.com, frühere Berichte zu Zuckerbergs Caesar-Faszination