Die zweite Staffel von „Die Ringe der Macht“ auf Amazon Prime Video bringt den Zuschauer wieder in die epische Welt von Mittelerde. Im Mittelpunkt steht der Aufstieg von Sauron, der visuell opulent und in der Machart eindrucksvoll erzählt wird. Trotz der beeindruckenden Schauplätze und der opulenten Produktion fehlt es der Serie jedoch an der Tiefe, die viele erhofft haben.
Eine Oppulenz, die blendet
„Die Ringe der Macht“ hat sich seit der ersten Staffel durch seine spektakulären Effekte und aufwendige visuelle Gestaltung einen Namen gemacht. In der zweiten Staffel wird dieses Niveau gehalten. Besonders die Darstellung der großen Schlachten und fantastischen Kreaturen wie den Orks und riesigen Spinnen überzeugt durch ihren herausragenden Produktionsgrad.
Die aufwendigen Drehorte in Neuseeland, die aufwändigen Kostüme und das geschickte Zusammenspiel von realen Schauplätzen und digitalen Effekten schaffen eine ästhetische Brücke zu Peter Jacksons Originalfilmen.
Die zweite Staffel konzentriert sich auf den Aufstieg Saurons (überzeugend verkörpert durch Charlie Vickers), dessen Manipulationen und Täuschungen im Zentrum der Handlung stehen. Die Story nimmt nach den aufbauenden Ereignissen der ersten Staffel an Fahrt auf. Insbesondere Galadriel, dargestellt von Morfydd Clark, entwickelt sich als zentrale Figur weiter und wird in ihrer Komplexität stärker hervorgehoben. Die Serie bietet hier spannende Ansätze, die durch die überzeugenden Darstellungen der Schauspieler getragen werden.
Doch obwohl die visuelle Oppulenz ihre Stärke entfesselt, wird vieles hastig erzählt, die Charakterentwicklung bleibt so manches Mal auf der Strecke, und die Zuschauer haben Schwierigkeiten, eine emotionale Verbindung zu den Figuren aufzubauen. Besonders die komplexe Handlung und die Vielzahl an Handlungssträngen erschweren es dem Publikum, der Geschichte zu folgen.
Ein Prequel mit hohen Erwartungen
Amazon hat mit der Produktion von „Die Ringe der Macht“ keine Kosten gescheut, was die Serie zur teuersten Produktion in der Geschichte des Fernsehens macht. Mit einem Budget von über 460 Millionen US-Dollar allein für die erste Staffel wurden massive Erwartungen geweckt.
Doch, es bleibt abzuwarten, ob die Serie den erhofften Erfolg für Amazon Prime bringen wird. Die Konkurrenz durch HBOs „House of the Dragon“ ist stark, und es zeigt sich, dass es schwer ist, mit der düsteren und emotional aufgeladenen Konkurrenz mitzuhalten.
Dabei gibt es auch eine belastete Erwartungshaltung: Grundsätzlich scheint es, dass ein Teil der Zielgruppe, die über die Tolkien-Fans hinausgeht, jede größere Produktion mit Game of Thrones vergleicht. Eine Serie, die bewusst auf eine erzählerische Handlung mit weniger Gemetzel setzt, wird bei dieser Art von Zuschauer im Vergleich zwangsläufig das Nachsehen haben. Doch leider ist das bei „Die Ringe der Macht“ nicht der einzige Kritikpunkt.
Drehbuch versus Drama
Die erste Staffel wurde stark als Einführung in die Welt von Mittelerde genutzt, mit vielen Andeutungen und Rätseln über die Identität Saurons. Nun, da Sauron als Bösewicht enthüllt wurde, sollte die zweite Staffel eigentlich mehr Spannung und Dramatik bieten.
Dabei wird die Handlung oft durch übermäßige Exposition und das Erzählen von Geschehnissen statt durch echte dramatische Entwicklungen gebremst. Statt die Zuschauer durch intensive Actionszenen oder emotionale Momente zu fesseln, (hier seufzt wieder so mancher Game of Thrones Jünger), wird viel Zeit mit langatmigen Dialogen verbracht.
Die Besetzung
- Galadriel – Morfydd Clark
- Elrond – Robert Aramayo
- Sauron (Annatar) – Charlie Vickers
- Durin IV – Owain Arthur
- Bronwyn – Nazanin Boniadi
- Arondir – Ismael Cruz Córdova
- Nori Brandyfoot – Markella Kavenagh
- Der Fremde (Zauberer) – Daniel Weyman
- Durin III – Peter Mullan
Die Charaktere wirken leblos, und die emotionalen Höhepunkte bleiben aus. Trotz der beeindruckenden Schauplätze und Effekte kann die Serie nicht das emotionale Engagement erzeugen, das eine Serie dieser Größenordnung eigentlich braucht.
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Fazit?
Versteht mich nicht falsch – „Die Ringe der Macht“ ist sehenswert! Die zweite Staffel beeindruckt vor allem durch ihre visuelle Umsetzung und die epische Größe der Erzählung. Obwohl die Serie noch immer an der Tiefe ihrer Charaktere arbeiten muss, bleibt sie ein visuelles Spektakel, das Fans von Tolkien und epischer Fantasy begeistern wird. Doch der Ball liegt auch beim Zuschauer, sich auf das Erzähltempo einzulassen. Wer nicht gewillt ist, wird selbiges vermissen.
Mit der Weiterentwicklung der zentralen Figuren und einer zunehmend spannenderen Handlung hat die Serie Chancen, ihr Potenzial voll auszuschöpfen.
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert: 22. September 2024