Nach 86 Jahren der Unsichtbarkeit wurde der Gebirgs-Steppenfrostspanner, ein seltener Schmetterling aus der Familie der Spanner, in Bosnien-Herzegowina wiederentdeckt. Diese außergewöhnliche Entdeckung beleuchtet nicht nur die verborgenen Seiten der Natur, sondern unterstreicht auch die Wichtigkeit des Umwelt- und Artenschutzes.
Verschollen und wiederentdeckt
Der Gebirgs-Steppenfrostspanner, wissenschaftlich als Lignyoptera thaumastaria bekannt, spielt eine faszinierende Rolle in der Geschichte der Entomologie. Erstmals 1901 von dem Entomologen Hans Rebel beschrieben, gehört dieser Schmetterling zur Familie der Spanner (Geometridae). Der lateinische Name thaumastaria leitet sich aus dem Altgriechischen θαυμαστός (thaumastos) ab, was so viel wie „bewundert“ oder „wunderbar“ bedeutet, ein passender Name für eine Art, die Jahrzehnte lang die Wissenschaftler vor Rätsel stellte.
Nach seiner Erstbeschreibung war der Gebirgs-Steppenfrostspanner nur sporadisch gesichtet worden. Die letzten bestätigten Sichtungen stammen aus den 1930er Jahren, nach denen die Art als verschollen galt. Dieser mysteriöse Verschwinden trug zum Mythos der Art bei und machte sie zu einem Gegenstand der Legenden in der Welt der Schmetterlingsforschung.
Steckbrief: Gebirgs-Steppenfrostspanner
- Allgemein: Ein seltener Schmetterling aus der Familie der Spanner.
- Aussehen: Männchen haben gelbe Flügel mit braunen Flecken und eine Flügelspannweite von ca. 36 mm. Weibchen können nicht fliegen.
- Wo zu finden: Lebt in Gebirgsregionen über der Baumgrenze in Südosteuropa.
- Besonderheit: War über 86 Jahre lang als verschollen gegolten, bis er 2023 wiederentdeckt wurde.
- Lebensweise: Nachtaktiv und überwintert als Ei, was in der Schmetterlingswelt recht ungewöhnlich ist.
Seine Lebensräume, hauptsächlich in den Gebirgsregionen von Bosnien-Herzegowina und Montenegro, trugen ebenfalls zur Schwierigkeit bei, ihn zu beobachten. Die Art lebt oberhalb der Baumgrenze, eine Region, die oft schwer zugänglich ist und wo die Beobachtung von Wildtieren eine Herausforderung darstellt.
Die Wiederentdeckung des Gebirgs-Steppenfrostspanners im Jahr 2023, fast neun Jahrzehnte nach der letzten gesicherten Sichtung, wurde daher als sensationelles Ereignis in der Welt der Entomologie gefeiert. Forscher fanden ihn im Vlašić-Bergmassiv in der Nähe von Travnik, einem Gebiet, das für seine reiche Biodiversität bekannt ist. Diese Entdeckung ist umso bedeutsamer, als sie zeigt, dass Arten, die als verschollen oder gar ausgestorben gelten, in abgelegenen und unberührten Lebensräumen überleben können.
Einzigartige Merkmale der Art
Dieser Schmetterling zeichnet sich durch einen deutlichen Sexualdimorphismus aus. Die Weibchen sind wegen verkümmerter Flügel flugunfähig, während die Männchen eine Flügelspannweite von 36 mm aufweisen.
Diese Flügel sind nicht nur funktional, sondern auch auffällig gefärbt: Sie zeigen eine gelbe Grundfarbe mit charakteristischen braunen Flecken. Diese Färbung spielt wahrscheinlich eine Rolle bei der Partnerwahl, indem sie den Weibchen hilft, Männchen auszuwählen.
Lebensraum und Verhalten
Der Gebirgs-Steppenfrostspanner findet sich ausschließlich in spezifischen Gebirgsregionen, vornehmlich in Bosnien-Herzegowina und Montenegro. Er bevorzugt Lebensräume oberhalb der Baumgrenze, eine Umgebung, die durch extreme Wetterbedingungen und begrenzte Vegetation gekennzeichnet ist.
Diese Hochgebirgsgebiete bieten einen Lebensraum, der relativ unberührt von menschlichen Aktivitäten ist, was wahrscheinlich zur langfristigen Überlebensfähigkeit der Art beigetragen hat.
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Ein interessantes Merkmal des Gebirgs-Steppenfrostspanners ist sein Überwinterungsverhalten. Im Gegensatz zu vielen anderen Schmetterlingsarten, die als Puppen oder Larven überwintern, überwintert der Gebirgs-Steppenfrostspanner im Eistadium. Diese Strategie ermöglicht es der Art, extreme Wintertemperaturen zu überstehen und das Wachstum im Frühjahr mit dem Schmelzen des Schnees zu beginnen.
Ökologische und Wissenschaftliche Bedeutung
Die Wiederentdeckung des Gebirgs-Steppenfrostspanners wird als ein „schöner Erfolg“ für die Wissenschaft und den Naturschutz gefeiert. Sie hebt die Notwendigkeit hervor, die biologische Vielfalt zu bewahren und besser zu verstehen. Diese Entdeckung deutet darauf hin, dass viele als ausgestorben oder verschollen geltende Arten möglicherweise noch in abgelegenen oder unzugänglichen Gebieten existieren könnten.
Weitere Informationen zur Bedeutung des Artenschutzes und zu Strategien für den Erhalt bedrohter Arten finden Interessierte auf der Website des Staatlichen Museums für Naturkunde Karlsruhe, das an der Forschung und dem Schutz verschiedener Schmetterlingsarten beteiligt ist.
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert: 1. September 2024