Wikinger Helm in Norwegen.

Gen-Analyse bestätigt Identität aus 800 Jahre alter Sverris-Saga

In einer wissenschaftlichen Sensation konnten Forscher kürzlich die Identität eines Skeletts aus einem norwegischen Brunnen mit einem Charakter aus der 800 Jahre alten norwegischen Sverris-Saga in Verbindung bringen.

Die Überreste des sogenannten „Brunnenmannes“ wurden erstmals 1938 in der Burg Sverresborg entdeckt, doch moderne genetische Analysen brachten nun Klarheit über die Herkunft und das Schicksal des mysteriösen Mannes.

Der Fund und die Verbindung zur Sverris-Saga

Die Skeletteile des „Brunnenmannes“ wurden erstmals in den 1930er Jahren in einem Brunnen auf dem Gelände der Burg Sverresborg gefunden, einer Anlage, die König Sverre Sigurdsson im 12. Jahrhundert errichten ließ.

Die Saga beschreibt einen militärischen Angriff der Bagler auf die Burg im Jahr 1197, bei dem der Körper eines Toten absichtlich in den Brunnen geworfen wurde, um die Wasserversorgung zu kontaminieren. Die Bagler waren eine politisch-militärische Fraktion im mittelalterlichen Norwegen, die während des Bürgerkriegs (ca. 1130–1240) gegen König Sverre Sigurdsson kämpfte.

Diese Darstellung wurde nun durch moderne Untersuchungen bestätigt. Forscher nutzten genetische Methoden, um das Alter der Überreste zu bestimmen, die auf etwa 900 Jahre geschätzt werden – passend zur zeitlichen Einordnung der Saga.

Die Sverris-Saga: Einblicke in das mittelalterliche Norwegen

Entstehung und Überlieferung: Verfasst um 1200 n. Chr., vermutlich durch einen Chronisten aus dem Umfeld König Sverres, basierend auf mündlicher Überlieferung und eigenen Erlebnissen.

Die Sverris-Saga beschreibt das Leben und die Herrschaft von König Sverre Sigurdsson (1152–1202) und enthält wichtige historische Informationen über Konflikte, Thronstreitigkeiten und politische Spannungen im mittelalterlichen Norwegen. Sie gilt als bedeutende Quelle für die Geschichte der norwegischen Bürgerkriegszeit und gewährt Einblicke in die mittelalterliche Gesellschaft und die Auseinandersetzungen der Birkebeiner und Bagler.

Untersuchungsmethoden enthüllen Herkunft und Erscheinungsbild

Dank fortgeschrittener Techniken wie Radiokarbondatierung und Genomsequenzierung konnten Wissenschaftler das Alter und die körperlichen Merkmale des Mannes bestimmen.

Laut Analysen war er etwa zwischen 30 und 40 Jahre alt, hatte vermutlich blaue Augen, helle Haare und eine mittlere Hauttönung. Überraschenderweise deuten genetische Hinweise darauf hin, dass der „Brunnenmann“ aus dem heutigen Süden Norwegens, insbesondere aus der Region Vest-Agder, stammte.

Dies widerspricht bisherigen Annahmen, dass der Tote aus der lokalen Bevölkerung stammte und möglicherweise auf der Seite der besiegten Verteidiger, der sogenannten Birkebeiner, stand. Stattdessen könnte er einer der Bagler gewesen sein, die den Angriff durchführten.

Neue Erkenntnisse und offene Fragen

Obwohl die genetische Untersuchung viele Rätsel gelöst hat, bleiben einige Fragen unbeantwortet. Beispielsweise ist unklar, ob der „Brunnenmann“ bereits vor dem Einwurf in den Brunnen tot war oder warum die Bagler möglicherweise einen eigenen toten Soldaten verwendeten.

Eine Untersuchung seiner Zähne ergab keine Hinweise auf Krankheitserreger, die als mögliche Ursache für eine verseuchte Wasserversorgung dienen könnten. Die genutzte Analyse führte jedoch dazu, dass ein Teil des Zahns pulverisiert wurde, was zukünftige Tests an dieser Probe ausschließt.

Auch interessant

Die Entdeckung verdeutlicht, wie historische Texte mit modernen wissenschaftlichen Methoden neu interpretiert werden können. Laut Forscher Dr. Michael Martin zeigt die Analyse von DNA und archäologischen Funden, dass Legenden auf einer faktischen Basis beruhen können, die durch die Wissenschaft bestätigt wird.

Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert: 27. Oktober 2024