Ein neuartiger Flugroboter, inspiriert von der Anatomie und Flugtechnik von Tauben, hat eine entscheidende Erkenntnis für die Luftfahrttechnik geliefert: Vögel fliegen stabil, ohne auf ein vertikales Heckleitwerk angewiesen zu sein. Diese Entwicklung könnte die Effizienz von Flugzeugen erheblich steigern und den Treibstoffverbrauch senken.
In der Luftfahrt dienen vertikale Heckleitwerke, auch Seitenleitwerke genannt, zur Stabilisierung und Richtungsänderung von Flugzeugen. Sie sorgen dafür, dass ein Flugzeug nicht unbeabsichtigt von seiner Flugbahn abweicht. Allerdings erzeugen diese Leitwerke zusätzlichen Luftwiderstand und erhöhen das Gewicht des Flugzeugs, was zu einem höheren Treibstoffverbrauch führt. Einige militärische Flugzeuge verzichten aus Tarnungsgründen bereits auf Heckleitwerke, doch bisherige Alternativen wie asymmetrische Klappenmanöver sind ineffizient.
PigeonBot II: Innovation durch biomimetisches Design
Ein Team um David Lentink von der Universität Groningen hat mit dem PigeonBot II eine revolutionäre Lösung entwickelt. Der Roboter, ausgestattet mit 52 echten Taubenfedern, imitiert die Bewegung und Funktion des Schwanzes von Vögeln. Diese Technik wurde in zahlreichen Testflügen erfolgreich demonstriert. Das Besondere: Reflexartige Bewegungen des Schwanzes stabilisieren den Flug des Roboters, ähnlich wie es bei echten Vögeln geschieht.
Lentinks Team programmierte den PigeonBot II so, dass die neun Servomotoren des Schwanzes komplexe, automatische Bewegungen ausführen, die der Stabilität des Fluggeräts dienen. Diese Steuerung wäre für einen menschlichen Piloten zu kompliziert, weshalb ein Autopilot die Befehle für Flugmanöver wie Kurven interpretiert und umsetzt.
Potenzial für die Luftfahrtindustrie
Die Erkenntnisse aus dem PigeonBot II könnten erhebliche Auswirkungen auf die Luftfahrt haben. Lentink betont, dass vertikale Heckleitwerke für Passagierflugzeuge „unnötigen Luftwiderstand“ erzeugen und das Gewicht der Maschinen erhöhen. Mit einer Übertragung der entwickelten Technologie auf größere Flugzeuge ließe sich dieser Nachteil eliminieren. Allerdings bedarf es weiterer Forschung, um die biomimetische Technik für die industrielle Anwendung zu optimieren.
„Die europäische Airbus-Gruppe hat ein Konzept erstellt, das zeigt, wie ein solches Flugzeug aussehen sollte. Unsere Studie liefert das Wissen, um ihre Ideen zu verwirklichen“, sagt Lentink.
Technische Details des PigeonBot II
Merkmal | Details |
---|---|
Anzahl der Federn | 52 echte Taubenfedern |
Servomotoren | 9 zur Steuerung des Schwanzes |
Funktion | Automatische Stabilisierung durch Schwanzbewegungen |
Entwicklungszeit | Mehrere Jahre |
Potenzial | Reduzierung von Luftwiderstand und Treibstoffverbrauch |
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