Google hat den Vertrieb seiner Augmented Reality Brille Google Glass eingestellt. Wie der US-Konzern auf der offiziellen Webseite verkündete, sollen derzeitige Besitzer bis September weiter technische Unterstützung für ihre erworbenen Geräte erhalten. Die Brillen kamen 2013 als große technologische Innovation auf den Markt. Ein großflächiger Erfolg auf dem privaten Verbrauchermarkt blieb der Datenbrille jedoch verwehrt. Als einer der Hauptgründe werden die Anschaffungskosten zuletzt 999 US-Dollar erachtet.
Zweite Generation der Datenbrille zielte auf Industriekunden ab
Die Datenbrille kam 2013 zu einem Einstiegspreis von 1500 US-Dollar auf den Markt. Die technische Innovation löste reges Interesse in der Fachpresse und unter Technikbegeisterten aus. Im Fokus standen Funktionen wie die Einblendung von Daten und Nachrichten im Gesichtsfeld des Anwenders, eine Kamera mit Gesichtserkennung und Social Media. Neben dem privaten Bereich kamen die Google Glass auch zunehmend in der Medizin sowie zu Bildungszwecken zum Einsatz.
Nachdem sich die Google Glass auf dem Privatverbrauchermarkt nicht durchsetzen konnte, veröffentlichte der US-Konzern 2017 eine Nachfolgegeneration unter dem Namen „Google Glass Enterprise Edition“ und stellte den Vertriebsfokus auf industrielle Kunden aus den Herstellungs- und Logistikbranchen um. 2019 folgte eine weitere Produktgeneration mit verbesserter Leistung und Akkukapazität. Dabei wurde der Preis auf 999 US-Dollar heruntergesetzt.
Seit der Produkteinführung von Google Glass haben viele Konkurrenzunternehmen wie Apple, Microsoft oder Meta mit der Entwicklung ihrer eigenen Datenbrillen begonnen. Zudem sind die meisten heutzutage privat verwendeten Smartphones in der Lage, eine Vielzahl von Augmented Reality Anwendungen auszuführen. Das daraus resultierende Konkurrenzszenario könnte ein Grund für Google gewesen sein, das Produkt zurückzuziehen.
Anhaltende Datenschutzbedenken
Nach der Einführung des Produkts mehrte sich auch die Anzahl der kritischen Stimmen. Im Zentrum der Kritik stand insbesondere der Umstand, dass die Datenbrille fortlaufend Daten der Umgebung im öffentlichen Raum sammle und auf Google-eigene Server übertragen würde.
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Neben der Erfassung von Sprach- und Bilddaten überträgt die Datenbrille ständig die GPS-Koordinaten seiner Träger. Laut Kritikern könne dies zu einem Missbrauch der Daten führen, insbesondere da die Google-Server nicht der EU-Datenschutzpolitik unterlägen.
Die Befürchtungen zu der ungenehmigten Auswertung von Sprach- und Gesichtserkennungsdaten verstärkten sich, als 2013 das Überwachungsprogramm PRISM der us-amerikanischen Sicherheitsbehörde NSA in den medialen Fokus geriet. In einem Artikel des Guardian aus dem Jahr 2013 bestritten jedoch sowohl Vertreter von Google als auch Apple die Vorwürfe.
Google steigt nicht vollständig aus AR-Entwicklung aus
Auf seiner Keynote Firmenpräsentation 2022 zeigte Google zur Überraschung vieler Besucher den Prototyp einer neuen Augmented Reality Brille. Im Mittelpunkt des Präsentationsvideos stand die Funktion, fremdsprachige Texte direkt vor den Augen des Anwenders zu übersetzen. Wann und unter welchem Namen die Datenbrille veröffentlicht werden wird, wurde bislang nicht bekanntgegeben.
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert: 1. September 2024