Wie Wissenschaftler den Duft der ägyptischen Mumifizierung wiederbelebten

Duft einer Mumie.
Wissenschaftlern ist es gelungen, die bei der Einbalsamierung ägyptischer Mumien verwendeten Öle und deren Geruch zu rekonstruieren. (Bild: mage.space/beachtenswert.info)

Eine bedeutsame Entdeckung an der Schnittstelle von Geschichte, Archäologie und Wissenschaft lässt ein seit Jahrtausenden verschlossenes Parfüm wieder aufleben. Ein Team von Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Geographie in Deutschland hat den „ewigen Duft“ identifiziert, der bei der Einbalsamierung einer ägyptischen Adligen, Senetnay, verwendet wurde.

Die Entdeckung

Die Mumie von Senetnay, einer Amme des Pharaos Amenhotep II aus der 18. Dynastie, wurde vor über 100 Jahren von Howard Carter entdeckt. Die Untersuchung der Inhaltsstoffe des in ihren Kanopen gefundenen Balsams hat eine faszinierende Kombination aus Bienenwachs, Pflanzenölen, Fetten und Bitumen ergeben. Die Wissenschaftler konnten sogar die besonderen Harze identifizieren, die aus entfernten Gegenden wie dem nördlichen Mittelmeer und möglicherweise aus südostasiatischen tropischen Wäldern stammten.

Mehr als ein Duft

Die Forschung zeigt, dass der verwendete Balsam nicht nur eine komplexe Mischung war, sondern dass der Duft auch soziale und spirituelle Bedeutung hatte. Die ägyptischen Texte bieten nur begrenzte Informationen über die Inhaltsstoffe des Balsams, aber moderne Analysetechniken haben einen Einblick in die komplexen Rituale und den weitreichenden Handel des alten Ägypten ermöglicht. Die Forscher sind sogar so weit gegangen, den Duft zu rekonstruieren, und haben ihn „Duft Senetnay“ genannt.

Technologische Fortschritte

Mithilfe von Gaschromatographie, einer Methode, die dazu dient, unterschiedliche Bestandteile einer Probe zu trennen und zu identifizieren, sowie Massenspektrometrie, einer Technik, die die Massen von Molekülen analysiert, haben Forscher die exakte Zusammensetzung des Balsams entschlüsselt, der im alten Ägypten für die Mumifizierung verwendet wurde. Diese modernen Analysemethoden bieten uns einen genaueren Einblick in die komplexe Kultur und die spirituellen Rituale der antiken Ägypter.

Eine interaktive Geschichtsstunde

Das Moesgaard Museum in Dänemark plant, den wiederhergestellten Duft als Teil einer immersiven Ausstellung zu präsentieren. Dieser Ansatz stellt eine neue Möglichkeit dar, Geschichte erfahrbar zu machen – besonders für Menschen mit Sehbehinderungen. Die Forscher glauben, dass der Duft der Ewigkeit mehr repräsentiert als nur den Geruch des Balsams; er verkörpert die kulturelle, historische und spirituelle Bedeutung der ägyptischen Bestattungspraktiken.

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Auswirkungen auf das Verständnis der Geschichte

Diese wegweisende Forschung eröffnet nicht nur ein neues Kapitel im Verständnis der komplexen und ausgereiften Mumifizierungstechniken des alten Ägypten. Ebenso bringt sie tiefgreifende Auswirkungen auf das Verständnis der globalen Handelsdynamiken der damaligen Zeit. Die Entdeckung, dass die Balsamzutaten möglicherweise Stoffe wie Dammarharz aus südostasiatischen Wäldern enthalten, impliziert, dass die Handelsnetze des alten Ägypten viel weitreichender waren als bisher angenommen.

Wenn sich diese Vermutung bestätigt, wird die Geschichte revidiert werden müssen, um die verfrühten globalen Verbindungen der alten Ägypter einzubeziehen. Denn die neuen Erkenntnisse suggerien die Handelsbeziehungen Ägyptens zu Orten wie Südostasien fast ein Jahrtausend früher als bisher gedacht. Ebenso neu bewertet müssten die kulturellen und wirtschaftlichen Einflüsse werden, die das alte Ägypten auf andere Zivilisationen hatte und umgekehrt. Auch das traditionelle Narrativ von Isolation und Selbstgenügsamkeit, das oft mit antiken Zivilisationen in Verbindung gebracht wird, würde in Frage gestellt werden und einem Bild von Vernetzung und kulturellem Austausch weichen.


Quellen:

Jan.
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Jan ist der Hauptautor von beachtenswert.info und freut sich immer über Feedback. Mit journalistischer Erfahrung seit 2012, als Buchautor aktiv und mit großer Passion für das Weltenbummeln (mit Betonung auf Bummeln.)