Bei archäologischen Ausgrabungen entlang der zukünftigen Autobahn D35 in der Tschechischen Republik wurde die längste prähistorische Grabstätte Europas entdeckt. Die Grabstätte, die etwa 190 Meter lang ist, stammt aus dem 4. Jahrtausend vor Christus und wurde von einer Kultur errichtet, die für ihre trichterförmigen Becher bekannt ist. Der Fundort liegt zwischen den Ortschaften Sadová und Plotiště nad Labem und beeindruckt durch seine außergewöhnliche Länge, die bisherige Funde dieser Art deutlich übertrifft.
🏺🌍 Archaeologists from the University of Hradec Králové (@UHK_cz) have unearthed what could be one of the longest burial mounds in Europe.
— TVP World (@TVPWorld_com) July 2, 2024
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Ein außergewöhnlicher Fund
Die archäologischen Arbeiten, die von einem Team der Universität Hradec Králové durchgeführt wurden, brachten diese außergewöhnliche Grabstätte zutage. Bisher war die längste bekannte Grabstätte dieser Art in Europa nur 160 Meter lang. Laut dem Archäologen Petr Krištuf von der Universität Hradec Králové ist die Entdeckung besonders bemerkenswert, da sie etwa tausend Jahre älter ist als die ägyptischen Pyramiden. Der Fund bezeugt die Bedeutung und den fortschrittlichen Charakter der damaligen Kultur.
Die Grabstätte wurde auf der Trasse der zukünftigen Autobahn D35 entdeckt, die von Hradec Králové nach Jičín führen wird. Trotz der archäologischen Arbeiten wird der Bau der Autobahn nicht verzögert. Die Archäologen arbeiteten im Vorfeld, um sicherzustellen, dass die Bauarbeiten planmäßig fortgesetzt werden können.
Details zur Grabstätte
Die Grabstätte besteht aus einem 15,1 Meter breiten Graben, der die ursprüngliche Struktur umgab. Obwohl der äußere Erdhügel nicht erhalten geblieben ist, sind die Überreste des Grabens deutlich sichtbar. Diese Art von Gräben weist normalerweise Spuren von Palisaden oder Pfostenlöchern auf, doch in diesem Fall wurden solche Hinweise bisher nicht gefunden. Laut der Archäologin Sylva Tichá Bambasová könnten diese Spuren durch landwirtschaftliche Aktivitäten zerstört worden sein.
Die Grabstätte enthält mindestens vier Bestattungen, was ungewöhnlich ist, da vergleichbare prähistorische Gräber in Mitteleuropa meist nur ein oder zwei Bestattungen aufweisen. Die Archäologen fanden mehrere Keramikgefäße und Steinwerkzeuge, die den Verstorbenen als Grabbeigaben mitgegeben wurden. Die Analyse dieser Funde sowie DNA-Untersuchungen sollen mehr über die Verwandtschaft und den Lebensstil der begrabenen Personen offenbaren. Es wird erwartet, dass diese Untersuchungen wichtige Einblicke in die Sozialstrukturen und das Leben der damaligen Bevölkerung geben werden.
Wissenswerte Fakten
- Größe: 190 Meter lang und 15,1 Meter breit
- Alter: Entstanden im 4. Jahrtausend vor Christus
- Kultur: Erbaut von einer Kultur, die für trichterförmige Becher bekannt ist
- Fundort: Zwischen den Ortschaften Sadová und Plotiště nad Labem
- Besonderheit: Deutlich länger als bisherige vergleichbare Funde in Europa
- Zusätzliche Gräber: Rund 30 weitere prähistorische Gräber in der Umgebung
Weitere archäologische Funde entlang der D35
Neben der langen Grabstätte entdeckten die Archäologen rund 30 weitere prähistorische Gräber in der Umgebung. Es wird vermutet, dass diese Gräber über mehrere Jahrhunderte hinweg entstanden sind und die lange Grabstätte das Zentrum dieses prähistorischen Friedhofs bildete. Diese zusätzlichen Funde verdeutlichen die Bedeutung des Fundorts und lassen auf eine kontinuierliche Nutzung des Geländes für Bestattungen schließen.
Unweit der Grabstätte wurden auch Überreste einer prähistorischen Siedlung gefunden, die aus der gleichen Zeit wie die Grabstätte stammen. Diese Siedlung umfasste mehrere hundert Strukturen und weist auf eine komplexe Gemeinschaft hin, die in der Region lebte. Besonders bemerkenswert ist ein großes Handelszentrum aus der keltischen Periode, das Hinweise auf weitreichende Handelsbeziehungen liefert. Der Archäologe Ladislav Rytíř betonte die Bedeutung dieser Funde, da sie ein umfassendes Bild der damaligen Lebensweise und Handelsnetzwerke ermöglichen.
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Keine Verzögerungen beim Bau der Autobahn
Trotz der umfangreichen archäologischen Arbeiten wird der Bau der Autobahn D35 planmäßig fortgesetzt. Laut Rytíř von der Universität Hradec Králové wurden die archäologischen Untersuchungen bereits 2022 begonnen und sollen bis Mitte September abgeschlossen sein. Der Bau der Autobahn soll noch in diesem Jahr beginnen und bis 2027 abgeschlossen sein.
Der Fund der prähistorischen Grabstätte stellt einen bedeutenden Beitrag zur Archäologie in Mitteleuropa dar und ermöglicht es den Wissenschaftlern, ein tieferes Verständnis der prähistorischen Kulturen in dieser Region zu gewinnen.