Finnland ist international als Vorreiter bei der Bekämpfung von Obdachlosigkeit anerkannt, mit dem ambitionierten Ziel, Obdachlosigkeit bis 2027 vollständig zu beseitigen. Das Land hat durch das „Housing First“-Programm beachtliche Erfolge erzielt, indem es obdachlosen Menschen bedingungslos Wohnungen zur Verfügung stellt.
In den 1980er Jahren erlebte Finnland eine schwere Obdachlosenkrise mit bis zu 20.000 Betroffenen. Heute ist diese Zahl auf etwa 3.686 gesunken. Die positive Entwicklung ist auf das „Housing First“-Konzept zurückzuführen, das in Finnland seit 2007 systematisch angewandt wird. Dieses Modell bietet Wohnraum ohne Vorbedingungen und unterstützt die Menschen bei der Wiedereingliederung in die Gesellschaft.
Die finnische Regierung und verschiedene Stiftungen, insbesondere die Y-Foundation, spielen bei der Umsetzung des Programms eine Schlüsselrolle. Sie haben mehr als 17.000 Wohnungen zur Verfügung gestellt und investieren in soziale Dienstleistungen, um die Bewohner zu unterstützen.
Diese Wohnungen bieten den ehemals Obdachlosen nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern auch die notwendige Stabilität, um sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Die Unterstützung umfasst neben der Bereitstellung von Wohnraum auch soziale und psychologische Betreuung sowie Hilfe bei Behördengängen und bei der Arbeitsplatzsuche.
Internationale Bewegung: Adapt Housing First
Darüber hinaus hat die Y-Foundation durch ihre Mitwirkung am europäischen Projekt „Adapting Housing First“ eine führende Rolle in der internationalen Gemeinschaft übernommen, indem sie ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit anderen Ländern teilt.
In Deutschland gibt es bereits einige Projekte, die das Adapt Housing First Modell umsetzen. So hat die Stadt München im Jahr 2020 ein Pilotprojekt gestartet, bei dem 50 Menschen ohne Obdach eine Wohnung erhalten haben. Die Ergebnisse des Projekts sind sehr positiv. So sind nur fünf der 50 Menschen wieder obdachlos geworden.
In den Vereinigten Staaten wurde das Adapt Housing First Modell erstmals in den 1990er Jahren in Seattle eingeführt. Seitdem wurde es in über 50 Städten und Gemeinden des Landes umgesetzt. Studien haben gezeigt, dass Menschen, die durch Adapt Housing First eine Wohnung erhalten haben, nur halb so wahrscheinlich wieder obdachlos werden wie Menschen, die in traditionellen Programmen zur Bekämpfung von Wohnungslosigkeit untergebracht werden.
In Kanada wurde das Adapt Housing First Modell erstmals in den 2000er Jahren in Vancouver eingeführt. Seitdem wurde es in über 20 Städten und Gemeinden des Landes umgesetzt. Studien haben gezeigt, dass Menschen, die durch Adapt Housing First eine Wohnung erhalten haben, deutlich bessere Chancen haben, ihre psychischen Erkrankungen oder Suchtprobleme zu bewältigen.
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In Australien wurde das Adapt Housing First Modell erstmals in den 2010er Jahren in Melbourne eingeführt. Seitdem wurde es in über 10 Städten und Gemeinden des Landes umgesetzt. Studien haben gezeigt, dass Menschen, die durch Adapt Housing First eine Wohnung erhalten haben, deutlich seltener in Kontakt mit der Strafjustiz kommen.
Weitere Informationen zum Housing First Projekt es hier:
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert: 1. September 2024