Göbekli Tepe: Über 10.000 Jahre alte Wildschwein-Statue entdeckt

Die Wildschwein Statue in Goebekli Tepe.
Die in Göbekli Tepe gefundene Wildschwein-Statue ist etwa 0,7 Meter hoch. (Bild: © Dosseman, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons)

Deutsche Archäologen haben in der Ausgrabungsstätte Göbekli Tepe eine lebensgroße Wildschweinstatue aus Kalkstein entdeckt. Die Figur stellt ein Wildschwein in Angriffshaltung dar und wurde auf einer Steinbank im Zentrum der etwa 12.000 Jahre alten Stätte, umgeben von Pfeilern gefunden. Dies könnte auf einen rituellen Stellenwert des Bauwerks hindeuten.

Fundort deutet auf rituelle Bedeutung hin

Die Forscher des Deutschen Instituts für Archäologie haben die 1.35 Meter lange und 0,7 Meter hohe Wildschwein-Statue laut Pressemitteilung bei Ausgrabungsarbeiten gefunden. Die Kalksteinfigur befindet sich auf einer Steinbank, die den Mittelpunkt einer fünf Meter hohen Säulenstruktur darstellt und von anderen Tier- und Menschenfiguren umgeben ist. Die zentrale Position deutet auf eine besondere Funktion der Statue hin. Welche Bedeutung die Wildschweinplastik für die damalige Gemeinschaft hatte, ist jedoch offen.

Göbeklio Tepe zeichnet sich durch eine ganze Reihe von kreisförmigen Bereichen aus, die durch T-förmige Säulen eingerahmt sind. Einige der Säulen sind bis zu 5 Meter hoch und haben ein Gewicht bis zu 50 Tonnen. Oftmals sind die Säulen mit Ornamenten verziert, die Tiere wie Skorpione, Löwen, Schlangen, Geier, Füchse und Wildschweine darstellen. Einige der Tierfiguren sind anthropomorph dargestellt und verfügen über menschliche Arme, Beine sowie Kleidung.

Zudem stellten die Wissenschaftler Reste von roten, schwarzen und weißen Farbpigmenten auf der Oberfläche der Statue fest. Rote Pigmente wurden auf der Zunge der Figur gefunden, wohingegen die weiße und schwarze Farbe an anderen Körperpartien ermittelt wurde.

Ausgrabungen seit den 1990er Jahren

Göbekli Tepe wurde zunächst 1963 bei einem Kooperationsprojekt der Universität von Istanbul und der University of Chicago entdeckt. entdeckt. Die Ausgrabungen und Feldstudien wurden allerdings erst 1995 unter der Leitung von Harald Hauptmann gestartet, der den zuständigen Istanbul-Bereich an dem Deutschen Archäologischen Institut leitete.

Seitdem wurden auf der Stätte viele Knochen von unterschiedlichen Spezies gefunden, vor allem der Tierarten, die auf den Säulen abgebildet sind. Das deutet daraufhin, dass in dem Heiligtum Tiere nicht nur geschlachtet und geopfert, sondern auch gegessen wurden. Bis heute ist nicht klar, an wen die Opfer gerichtet waren. Anderen Hypothesen zufolge könnte es sich auch um Stätten gehandelt haben, an denen tödliche Wettkämpfe zwischen Menschen und Tieren ausgetragen wurden.

Fundort des ersten bekannten geschriebenen Wortes?

Die Forschung von Manu Seyfzadeh und Robert Schoch im Jahr 2019 brachte eine bemerkenswerte Entdeckung in Göbekli Tepe zutage. In ihrer Arbeit stellten sie fest, dass bestimmte H-förmige Gravuren auf den T-förmigen Pfeilern des Standortes nicht nur Dekorationen sind, sondern das erste bekannte geschriebene Wort darstellen, welches „Gott“ bedeutet.

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Insbesondere wurde diese symbolische Darstellung durch eine spezielle Gravur illustriert, die aus zwei halbmondförmigen Halbkreisen mit einem H oder einem I zwischen ihnen besteht, und betont die komplexe symbolische und möglicherweise religiöse Denkweise der damaligen Gesellschaft. Die Entdeckung und Interpretation wurde in einer wissenschaftlichen Publikation mit dem Titel „World’s First Known Written Word at Göbekli Tepe on T-Shaped Pillar 18 Means God“ veröffentlicht.

Darüber hinaus weist die bemerkenswerte archäologische Stätte Göbekli Tepe darauf hin, dass die Entwicklungen in der symbolischen Kommunikation und im religiösen Denken möglicherweise viel früher stattfanden als bisher angenommen, was die traditionellen Ansichten über die Neolithische Revolution herausfordert.

Jan.
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